Wahrheit: was passiert, wenn man Rosé nicht als Abfallprodukt der Rotweinproduktion sondern eigenständig und akribisch vinifiziert, weiß man im Kollektiv vor allem in der Provence und an der Rhone, individuelle Meisterwerke gibt es zudem vereinzelt in Italien (Massavecchia, Pranzegg, Valentini). Warum in Österreich Rosé auf der Sortimentsliste vieler Winzer steht, ist zumeist ein Mysterium: man bedient einen Kundenwunsch, der ebenfalls ein wenig mysteriös ist aber vermutlich viel mit der Farbe und nichts mit der Qualität oder Substanz der Weine zu tun hat (Ausnahmen gibt es freilich: Domäne Wachau, Franz Strohmeier) . Jörg Bretz zeigt vor, warum es Sinn macht Rosé ernst zu nehmen. Physiologisch hochreife und gesunde Blaufränkisch und Pinottrauben bilden das Fundament, aus denen er via Saftentzug und überaus schonend die Basis für einen subtilen, dichten und doch lebendigen Rosé gewinnt. Zwei Tage lang ist der Saft mit den Schalen in Kontakt, genug Zeit, um ausreichend Farbe und sogar ein wenig Gerbstoff aus den Beeren zu extrahieren. Nach spontaner Gärung landet der Rosé für gut drei Jahre im gebrauchten Holz, um dann seelenruhig in der Flasche weiterzureifen und zusätzliche Aromanuancen zu entwickeln.