Das Ziel war Favignana, eine Insel im äußersten Westen des sizilianischen Westens. Transparentes Meer, ein Haufen Bücher, Fische direkt von den Fischern, die man dann am Abend grillt. Wein findet man in der Regel an solchen Orten nicht und einem Großteil der Menschheit ist das berechtigterweise völlig schnurz. Mir halt nicht. Und nachdem wir ohnehin davor eine Woche Festlandsizilien eingeplant hatten und Francesco Guccione nur 35 Kilometer von Palermo (grande Palermo – doch davon ein andermal an einem anderen Ort) lebt, wollten wir kurz bei ihm vorbeischauen und uns das, was man für eine Woche so braucht (bzw. tragen kann), mitnehmen.
Wir steuerten unfallfrei aus Palermo raus, an Monreale vorbei (grande Monreale – doch auch davon …) nach San Cipirello und machten auf den paar Kilometern gleichmal 600 Höhenmeter.Mitten im Ort liegt Francescos Keller, brandneu und fantastisch unprätentiös (keine 12 Meter langen Mahagonitische im EU-gesponserten Verkostungsraum) dafür funktionell und so groß, dass noch Platz für ein paar Holzfässer mehr bleibt. Die interessieren uns allerdings fürs erste nicht, denn Francesco wollte aufs Land, zu seinen Weinbergen, zu Perricone, Cataratto und Trebbiano und wir wollten mit. Nachdem er unseren Leihwagen gesehen hatte, wurde der als straßenuntauglich deklariert und wir fuhren in seinem Wagen durch gefühlte 4000 Schlaglöcher weiter hinauf, in eine Gegend, die schwer an diejenige erinnert, die der Leopard (Regie: Lucchino V.) auf seiner Flucht aus Palermo in Richtung Donnafugata zurücklegt. Sanfte Hügel, die am Horizont in schroffes Gebirge übergehen und dazwischen hunderte verschiedene Braunschattierungen. Die wurden nach gut zwanzig Minuten von ein paar grünen Einsprengseln gestört, Francescos Weingärten, die sich elegant über die Kuppen legen und in denen man Stunden und Tage verbringen könnte, um a.) in die Gegend zu schauen, b.) den Geschichten von Francesco zuzuhören und c. die Luft zu schnuppern, die selbst in der Höhe noch vom Meer geprägt scheint.