Die Weinbeisserei ist in mehr als einer Hinsicht ein beeindruckender Ort. Wandert man von Schönberg am Kamp hinauf in Richtung Mollands, sitzt sie quasi kastellartig am Hügelkamm (eine Institution eben) und ist man erstmal oben und auf ihrer Terrasse angelangt (problemlos der schönsten in ganz Niederosterreich) schaut man weit in eine Landschaft, die seit Generationen zutiefst vom Wein geprägt ist. Wobei Matthias und Hermann Hager, die beiden Protagonisten des Weinguts respektive des Heurigen – ihrerseits Besitzer von 12,5 Hektar Rebland – den Blick bereits in die Zukunft und damit in gewisser Hinsicht auch wieder weit zurück in die Vergangenheit geworfen haben. „Das Kamptal war früher eigentlich immer von einer breitgefächerten Mischwirtschaft geprägt – die Großeltern betrieben hier noch Viehzucht. In den Rieden wuchsen Obstbäume und zwischen den Zeilen wucherte das Leben. Dort wo kein Reben wurzelten gab es Getreide und Gemüse.“ Geht man heute durch die Kulturlandschaft der Hagers, könnte man sich in diese Tage zurückdenken; die beiden haben vor Jahren ein Projekt gestartet, dass quasi einzigartig in Österreich ist und dass man trotz all ihrer Initiativen und Ideen als fortwährenden work-in-progress verstehen könnte. So hat Matthias beispielsweise gerade eben damit begonnen diverse alte Getreidesorten (Nackthafer, Winteremmer) auszusäen und damit ein Sortiment zu bereichern, das sich ohnehin nicht mehr in ein oder zwei Sätzen subsummieren lässt.
Fixpunkt Nr.1 ist der Weinbau und bereits hier wird es erstaunlich komplex. Das liegt vor allem daran, dass es Matthias „allen recht machen möchte“, kurz, dass sich für jeden etwas finden sollte – auch für Hermann, denn die Weine sollten ja auch zu den Speisen passen, die Woche für Woche und je nach Saison aufs Neue konzipiert werden. Insgesamt umfasst Hagers Sortiment inklusive Experimente gut und gerne 30 Weine. Das mag im ersten Moment zwar absurd groß erscheinen, lohnt sich aber allemal und korrespondiert mit der Idee, die Weingärten (30) und ihre Parzellen (49) sprechen zu lassen und ihre feinen Details und Unterschiede adäquat widerzuspiegeln.
Folglich gibt es Veltliner, Riesling, Zweigelt & Co. nicht nur in einer Version sondern in drei (und bisweilen stimmt auch das nur bedingt). Die Basis bildet dabei die sogenannte „Blaue Linie“, die sich an diejenigen wendet, die ihre Weine gerne jung und lebendig, frisch und fruchtbetont trinken wollen. Ausgebaut wird im Stahltank, abgefüllt eher früh und getrunken meist schnell (da animierend, leicht und vital).