Vanni Nizzolis Cinque Campi, seine fünf Felder liegen am Fuße des Apennins, nicht weit von Reggio Emilia entfernt, der Hochburg des Parmesans und noch einiger anderer köstlicher Sauereien. Gnocchi zum Beispiel sind hier und im Umkreis von ca. 50 Kilometern besser als irgendwo sonst auf der Welt, Steinpilze gibt es so viele, dass sie einem als Begleiter zu den Antipasti einfach glasweise auf den Tisch gestellt werden und Ravioli möchte man hier auch nicht missen und tut es auch nicht. Und weil ich gerade dabei bin in meiner kulinarischen Vergangenheit zu wühlen, sollte ich auch noch kurz das Valle di Cavalieri erwähnen, wo uns Emiliano im Agriturismo di Succiso drei Tage lang den ganzen Fundus reggio-emilianischer vorgekocht hat. Unmengen. Fantastisch. Unvergesslich.
Aber zurück zu Vanni. Der kommt uns mit violetten Händen entgegen, die Lese für den Tag ist gerade vorbei und die Mühen der Arbeit sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen. „Grasparossa“, meint er mit einem Blick auf seine Hände. Grasparossa ist eine Spielart des Lambrusco, der in der Emilia noch immer oberste Priorität hat, bei Vanni allerdings eher die zweite Geige spielt. Auch wenn er ihn ernst nimmt und auch gleich betont, dass er mit dem süßlichen Industriezeugs null Gemeinsamkeiten hat. Sein Lambrusco ist a. trocken b. tanninig c. filigran und elegant d. druckvoll und saftig und e. schwefelfrei und bio. Damit ist er beim besten Willen nicht der einzige in der Emilia und wenn die kleine Nische vielleicht doch irgendwann größer wird, darf man vielleicht auch die Reputation des Lambrusco revidieren. Solange bleibt es den Mutigen der Weinwelt überlassen, sich durch die verschiedenen Interpretationen von Mikroproduzenten wie Nanni zu kosten.